Wer kann denn noch angesichts dieser Forderungen ernsthaft glauben, dass Ryanair am Flugplatz Hahn keine Subventionen erhält!

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Zweimal London und zurück

Knapp 4 Euro für jeden Passagier. Diese Subvention hatte der irische Billigflieger vom Flughafen Leipzig-Halle gefordert. Steuergelder, mit denen man in Sachsen eine einzelne Fluglinie nicht fördern wollte. Doch in Thüringen begrüßte man Ryanair mit offenen Armen.

Exakt 1,64 Millionen Euro wurden investiert, um den ehemaligen russischen Militärflughafen Altenburg-Nobitz wieder flugfähig zu machen. 90 Prozent der Gelder stammen aus Fördermitteln des Landes, dazu 164 000 Euro aus einem Kredit der Betreibergesellschaft. Doch die bekommt nun Konkurrenz im eigenen Land.

Ab Oktober will Ryanair auch in Erfurt abheben. Das Ziel: die britische Landeshauptstadt London, die seit 1. Mai auch von Altenburg-Nobitz angesteuert wird. Nebenan beim Konkurrenten in Leipzig schwellen die Zornesadern: "Kannibalisierung des Marktes", so nennt Eric Malitzke diese Pläne. Der Geschäftsführer der Flughafen Leipzig-Halle GmbH kritisiert offen die Förderpolitik des Landes Thüringen und fordert eine abgestimmte Flughafenpolitik für ganz Mitteldeutschland. Seine Vision: Herzstück solle der Interkontinentalflughafen Leipzig-Halle sein mit den drei Regionalstandorten Erfurt, Dresden und Magdeburg in Sachsen-Anhalt.

Letzteres sei ein besonders trauriges Beispiel verfehlter Landespolitik, sagt Malitzke. Über 50 Millionen Euro seien in den sachsen-anhaltinischen Flughafen geflossen, der jetzt brach liege und nach Investoren suche. Ein Schicksal, das auch Altenburg drohen könnte, so Eric Malitzke. Insider gehen jedoch davon aus, dass Ryanair ab Oktober beide Thüringer Standorte weiter bedienen wird. Allerdings solle künftig von Altenburg aus - hier feiert man ab Donnerstag dieser Woche den 20 000. Ryanair-Passagier - nicht mehr London, sondern ein anderes Flugziel angesteuert werden. Dabei gilt Ryanair nicht als Gewinn bringende Airline. So jedenfalls sehen es die Flughafenbetreiber. Kritische Insider vor allem nebenan in Sachsen mutmaßen, dass das Land Thüringen und der Landkreis Altenburg rund zweieinhalb Millionen Euro an Ryanair gezahlt haben, damit die Linie von Altenburg überhaupt erst startet. Parallel habe man die bisher einzige Fluglinie Air Berlin vergrault, wird in Richtung Erfurt geschossen. Getarnt würden diese Subventionen als so genannte Marketingförderung in einer strukturschwachen Region, wird bei der Konkurrenz Hilfe suchend nach Brüssel geschaut. Denn: Ähnliches gilt auch für die Fluglinie Strasbourg-Enzheim nach London. Dort hatte ein Konkurrent wegen Verzerrung des Wettbewerbs gegen Ryanair geklagt und in erster Instanz auch gewonnen. Hier kassierte Ryanair offenbar für die Einrichtung der sechs Linienflugverbindungen jeweils 150 000 Euro, gezahlt von der Betreiberin des dortigen Flughafens, der IHK Strasbourgs CCIS. Geschäftspraktiken, die jetzt auch die Wettbewerbskommissare in Brüssel beschäftigen. Im Thüringer Wirtschaftsministerium erwartet man die Entscheidungen eher gelassen. Man habe sich nichts vorzuwerfen und in keiner Weise gegen Gesetze verstoßen, so ein Sprecher gestern gegenüber TA. Ines KLEIN

(Thüringische Zeitung vom 05.08.2003)