Toller Umsatz!
Bei 1 Million Passagiere = 2,18 Millionen Euro
Bei angegebenen 260 Mitarbeitern des Flughafens dürfte das immerhin für die Deckung von einem Fünftel der Personalkosten reichen.

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Spartanisch reisen
Wie Anbieter sparen

Von Gerrit Roth

Wie ist es möglich, dass ein Flug mit Ryanair von Deutschland nach Irland weniger kostet als eine Zugfahrt von München nach Würzburg? Die Antwort auf diese Frage liegt im spartanischen Ansatz der Fluggesellschaft. Angeboten wird nicht, was die Kunden wollen, sondern was die geringsten Kosten verursacht. Gestartet wird von abgelegenen Kleinflughäfen, Bordverpflegung kostet extra. Die Buchung ist ausschließlich per Internet oder über eine schlecht erreichbare 0190er-Nummer möglich.

Diese konsequente Haltung schlägt sich in konkurrenzlos niedrigen Kosten nieder. Pro Passagier und Strecke hat Ryanair nur Ausgaben von durchschnittlich 42 Euro. Bei den großen europäischen Konkurrenten wie Lufthansa und Air France lagen die Vergleichswerte nach einer Studie der Beratungsgesellschaft Mercer im vorigen Jahr im Schnitt bei 137 Euro. Durch diesen Wettbewerbsvorteil kann Ryanair die Konkurrenz unterbieten und gleichzeitig hohe Gewinne erzielen. In Deutschland kosten die günstigsten Tickets rund 26 Euro pro Strecke, allerdings nur für ein begrenztes Kontingent. Ist das verkauft, steigen die Preise für die restlichen Sitze eines Flugzeugs. Der Durchschnittspreis eines Tickets liegt mit 49 Euro aber immer noch weit unter dem der Wettbewerber. Zusammen mit Einnahmen aus dem Bordverkauf und der Vermittlung von Hotelzimmern und Mietwagen bleibt dem Flug-Discounter ein Betriebsgewinn von 13Euro pro Kunde. Nach Steuern erzielen die Iren eine für Fluggesellschaften hohe Umsatzrendite von 20 Prozent.

Minimum an Personal

Ryanair spart besonders an den Personalkosten. 1650 Mitarbeiter sorgen für die Beförderung von rund 39000 Passagieren täglich. Die Deutsche BA beschäftigt pro Fluggast mehr als doppelt so viel Personal, die Lufthansa mehr als sechsmal so viel. Pro Passagier betragen Ryanairs Personalkosten nur 6,60 Euro und sind damit sogar niedriger als die Treibstoffkosten (9,50 Euro) und die Gebühren an Flughäfen, Staat und Luftraumsicherung (12,60 Euro). Zum Vergleich: Aus dem Geschäftsbericht der Lufthansa für 2001 ergeben sich im weltweiten Passagierflug rechnerisch Personalkosten von 44 Euro pro Fluggast.

Für Marketing und Vertrieb gibt Ryanair mit 1,55 Euro pro Fluggast fast nichts aus. Den kostensparenden Ticketverkauf per Internet nutzen inzwischen 92 Prozent der Kunden. Bei der Deutschen BA tun dies nur 25 Prozent, bei der Lufthansa weniger als fünf Prozent der Fluggäste. Ryanairs Werbeetat für Deutschland liegt in diesem Jahr unter zwei Millionen Euro. Der neue Billig-Konkurrent Germanwings wird mit etwa 15 Millionen Euro pro Jahr ein Mehrfaches ausgeben. Trotzdem ist Ryanairs Auslastung mit 83 Prozent höher als die der Lufthansa (64,3 Prozent in Europa) und der Deutschen BA (63,3 Prozent).

Durch die Nutzung kleiner Flugplätze wie Hahn im Hunsrück spart Ryanair doppelt. Erstens stehen die Flugzeuge wegen der geringen Auslastung der Flughäfen kürzer am Boden. In Hahn hebt ein Flieger schon nach 25 Minuten wieder ab, während dies in Frankfurt wegen des hohen Verkehrsaufkommens und langer Fahrwege mehr als doppelt so lange dauern kann. Zweitens fallen bei kleinen Flughäfen geringere Gebühren an: An den Flughafen Hahn zahlt Ryanair pro Passagier nur 2,18 Euro, in Frankfurt am Main wären es 8,26 Euro.

Originalbericht aus der Süddeutschen Zeitung

(Süddeutsche Zeitung vom 13.09.2002)