Hohle Phrasen!
oder
Wie verpacke ich Eigeninteresse in nach Gemeinwohl klingende Argumente!

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"Aufgrund der Startbahnverlängerung rechnen wir mit einem Anstieg des Flugverkehrs in Frankfurt-Hahn. Die Verlängerung hat aber noch einen positiven Effekt. Es wird möglich, durch einen verschobenen Startpunkt die Ortslage Hahn zu entlasten und auf längeren Startbahnen machen große Jets durch reduzierten Schub weniger Lärm.!"
(Jörg Schumacher, Geschäftsführer Flughafen Frankfurt-Hahn in hahn-affairs vom Januar 2003)

Also längere Startbahnen für weniger Fluglärm!     Das ist neu!
Schumacher Spezial, nichts als eine hohle Phrase für die gläubige Anhängerschaft!

Vielleicht kommt dieser Geschäftsführer noch auf die grandiose Idee, den Fluglärm mit Hilfe einer zweiten Startbahn noch weiter zu reduzieren. Immer nach der Devise, je größer der Flughafen, um so weniger Lärm.


Großraumflugzeuge machen mehr Lärm

Soweit wir wissen, wird die Startbahnverlängerung benötigt, um mit Großraumfrachtern wie dem Jumbo-Jet Boeing B 747, der Mc-Donnell-Douglas MD 11 und der Mc-Donell Douglas DC 10 vollgetankt und vollbeladen interkontinental fliegen zu können. Heute können diese Maschine nur teilgetankt und/oder teilbeladen starten.

Das Steigprofil von unterschiedlich beladenen Frachtflugzeugen

- Airbus A 300 und DC 10
- Boeing B 747-200

läßt darauf schließen, dass die Maschinen mit zunehmendem TOW (Abfluggewicht) immer lauter werden.

Höheres Abfluggewicht bedeutet geringere Steigleistung und fordert höheren Schub der Triebwerke.
Höherer Schub bedeutet zwangsläufig mehr Lärm.
Vollbeladene Großfrachter benötigen die volle Länge der geplanten Startbahn und sind daher gezwungen, vom heutigen Anrollpunkt an mit größtmöglichem Schub zu starten, das schon alleine aus Sicherheitsgründen.


Argument Hahn zieht nicht

Auch das Argument mit der Gemeinde Hahn zieht nicht.
Es entpuppt sich bei näherer Betrachtung als die nächste hohle Phrase des einen Geschäftsführers der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH, mit dem die Bevölkerung für dumm verkauft werden soll.
Die Gemeinde Hahn ist ausweislich der Auswertung der Lärmmeßberichte für die Monate Januar bis Juli 2004



sowie der Lärmmeßberichte Januar bis September 2003



die von allen vier Orten mit Lärmmeßstellen am geringsten belastete Gemeinde.
Dort ist es anscheinend so leise, dass die Gemeinde laut Planfeststellungsbeschluß vom 23.12.2004 noch nicht einmal eine Einwendung gegen die Verlängerung der Start- und Landebahn eingelegt hat.

Hingegen sind Hirschfeld und Oberkleinich am stärksten mit Fluglärm belastet.
Genau in deren Richtung soll aber der Startpunkt verlegt werden.
Kurios, oder nicht?



Der wahre Grund für die Verlegung des Startpunktes?


Betrachten wir uns die Flughafenkarte mit den eingezeichneten Startpunkten, den Rollwegen und der Lage des Passagierterminal.



Vor dem Terminal parken die Passagiermaschinen.
Auf den ersten Bick fällt auf, dass der neue Startpunkt "zufälligerweise" fast genau in Höhe des Passagierterminals liegt.
Zukünftig müssen die Maschinen der Ryanair nicht mehr so weit zum Start rollen.
Sie können praktisch von "vor der Haustür" aus starten.
Das spart Ryanair Zeit und Kerosin. Herrn O`Leary wird`s freuen!



Warum spielt Herr Schumacher den Wohltäter in Sachen Fluglärm?


Offensichtlich schätzt Herr Schumacher die Auswirkungen von Fluglärm für die Region ebenso katastrophal ein wie wir.
Anders ist nicht zu erklären, dass er sich auf die abenteuerliche Behauptung, eine längere Start- und Landebahn reduziere den Fluglärm, einläßt.
Die wahren Gründe für die Verlängerung der Startbahn sind knallharte wirtschaftliche Interessen. Schumacher tarnt sie nur mit seinen ökologischen Gemeinwohlphrasen.

Klar, Zeit- und Treibstoffersparnis bei Fluggesellschaften, d.h. hauptsächlich Ryanair oder Ermöglichung des uneingeschränkten Nachtflugbetriebs mit schwerstem und lautesten Fluggerät mit Billigwaren aus Fernost mit Low-Cost-Billigflugesellschaft, finanziert durch den rheinland-pfälzischen und hessischen Steuerzahler, hört sich bei weitem nicht so gut an, wie die Reduzierung des Fluglärms in der angeblich so arg vom Fluglärm gebeutelten Gemeinde Hahn.



Gemeinden an der Nase herum geführt


Und wer kann schon dagegen sein, dass der Fluglärm durch die Verlängerung der Start- und Landebahn reduziert wird?

Folgedessen konnten die Räte von Kleinich, Hochscheid, Bernkastel-Kues, Traben-Trarbach und Morbach mit richtig gutem Gewissen die Entscheidung treffen, dass sie nicht gegen die Verlängerung der Start- und Landebahn sind. Sie haben damit nach eigener Auffassung und soufliert von den Hahn-Geschäftsführern Schumacher und Helfer unter Einhaltung der Parteiräson fast einheitlich und geschlossen scheinbar sogar dem Gemeinwohl gedient.

Ist es jedoch nicht eher so, dass Sie sich von der Flughafengesellschaft haben blenden, wenn nicht sogar haben vorführen lassen?

Uns ist es unverständlich, wie man die ganzen hohlen Phrasen der Flughafengesellschaft hat glauben können.

Naiv ist eine sehr wohlwollende Beschreibung dieses Verhaltens.

Oder noch besser, wer den Phrasen geglaubt hat, war nur zu faul zum Selberdenken!



Pennt auch die Fluglärmkommission?


Allerdings befinden sie sich in guter Gesellschaft.
Auch der Kommission zum Schutz des Fluglärms am Flugplatz Hahn und den darin vertretenen Behörden und Dienststellen des Landes sind mit Ausnahme des Vertreters der Bundesvereinigung gegen Fluglärm die Unstimmigkeiten zwischen der Argumentation des Flughafenmanagement und den Lärmmeßprotokollen nicht aufgefallen.
Das verwundert jedoch nicht. Eine Kommission, die es trotz des laufenden Planfeststellungsverfahren und der massiven Zunahme des nächtlichen Fluglärms noch nicht einmal für nötig gefunden hat, im Jahre 2004 ihre zwei Pflichtsitzungen abzuhalten, sollte aufgelöst werden. Sie hat sowieso nur eine Feigenblattfunktion und dient höchstens dazu auf die Frage zuzustimmen, ob die Hunsrücker Bevölkerung den "totalen Nachtflug" will.



Die blinde Prüf- und Genehmigungsbehörde


Auch die Prüf- und Genehmigungsbehörde scheint beim Thema Fluglärm auf beiden Augen blind oder besser gesagt, auf beiden Ohren taub zu sein.
Kein Wunder also, dass es im Planfeststellungsbeschluß passend dazu heißt:

Nur die Variante Südwest ermögliche es, den Startpunkt für einen Großteil (ca. 85 %) der Starts in Hauptbetriebsrichtung um ca. 1000 m vom heutigen Bahnende in Richtung Südwest zu verlegen und damit wichtige aktive Lärmschutzmaßnahme für die Gemeinde Hahn zu realisieren. Dem Schutzgut Mensch sei damit die höchste Priorität eingeräumt worden.
(Planfeststellungsbescheid vom 23.12.2004, Seite 157)

Und weiter:

"Die Maximalpegel in der Ortsgemeinde Hahn lägen jedoch, mit Ausnahme des Orteils Bahnhof Hirschfeld, deutlich höher als in den anderen Ortschaften. Insofern ergäbe sich in der Ortsgemeinde Hahn auch für die Maximalpegel am Tag und in der Nacht die höchste Betroffenheit.
(Planfeststellungsbescheid vom 23.12.2004, Seite 178)

Auch die Feststellungen der Genehmigungsbehörde entpuppen sich bei wahrem Licht betrachtet als die von Schumacher schon bekannte Phrasendrescherei, die Betroffenheit und Sorge vorgaukelt, in Wirklichkeit aber nichts anderes als die Durchsetzung der Startbahnverlängerung ohne Wenn und Aber zum Ziel hat.
Einer ernsten Überprüfung wie in untenstehender Tabelle, in der die Maximalpegel der einzelnen Flugzeugtypen an den Lärmmeßstationen verglichen werden, halten die scheinbaren Sachargumente von Flughafenmanagement und Genehmigungsbehörde nicht stand.
Damit lassen sich lediglich die Dummen und/oder Naiven täuschen.



Maximalpegel bei Starts an den vier Lärmmeßstationen
Januar bis Juni 2004, 22:00 - 06:00 Uhr

  Bahnhof Hirschfeld Hahn Oberkleinich Würrich
Airbus A 300 82,9 84,5 78,2 84,9
Airbus A 300B 85,1 85,6 82,4 89,0
Airbus A 310 85,8 85,0 71,2  
Airbus A 320 75,5 79,1 73,5 76,9
Antonov An 12 93,9 79,4 90,0 86,7
Antonov An 124 91,9 85,5 85,4 88,7
Antonov An 26 79,9   75,2 77,2
Antonov An 72 85,1 85,6 71,8 76,9
Boeing B 737-200 88,1   83,8  
Boeing B 737-300     71,5  
Boeing B 737-400 75,8 81,6   81,8
Boeing B 737-800 87,2 81,8 82,1 81,4
Boeing B 747-200 95,1 89,9 94,1 91,7
Boeing B 757-200       81,0
Cessna 501   70,0    
Dash 20 74,6      
Dash 50   71,6    
Douglas DC 10 86,3 87,5 80,1 88,7
Douglas DC 6 86,1   83,8  
EA31       80,4
Falcon 10 72,4      
Falcon 50 75,7      
Fokker 100 75,8      
Lockheed L 188 76,9     72,5
Piper 34 71,8      
Shorts 360   70,0    
SR20   70,6    
Swearingen SA 227 Merlin IV 73,8   70,5  
Tupolew Tu 154 83,2 86,2 80,6 86,7
Yakolew YAK 42 84,9   75,1  

Resümme dieser Tabelle:
Lärmmeßberichte von 6 Monaten auswerten, Rosarote Brille ab und mit offenen Augen anschauen. Und schon bricht das ganze Kartenhaus der Sach- und Lachgeschichten der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH und ihrer sogenannten Prüf- und Genehmigungsbehörde zusammen.