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Analyse einer tollen Bilanz

Der Flughafen Hahn meldet Halbjahresergebnisse. 1.077.000 Passagiere im ersten Halbjahr, 54 Linienflüge täglich, 81 Prozent Steigerung, 8500 – 9000 Passagiere täglich. Carolin Baldwin meldet für Ryanair 80 Prozent Auslastungsquote. Der Flughafen Hahn meldet für sich 82 Prozent und der Busunternehmer Bohr für den Flugplatz Hahn sogar 92 Prozent.
Das sind die Erfolgsbotschaften, die es zu überprüfen gilt.
Ein wenig Überlegen, das kleine Einmaleins, Papier und Bleistift und fünf Minuten Rechenzeit reichen für eine Überschlagsrechnung völlig aus.

Man nehme das erste Halbjahr mit 180 Tagen und die Kapazität eines Linienfluges mit 180 Passagieren. Dann teile man die 1.077.000 Passagiere durch die 180 Tage, was ca. 6000 Passagiere je Tag ergibt.
Die 90 Tage aus dem 1. Quartal nehme man mit 50 Linienflüge mal und rechne dazu die 90 Tage aus dem 2. Quartal mit den 54 Linienflüge mal genommen. Das ergibt 9.360 Linienflüge. Diese 9.360 Linienflüge mal den 180 Passagiere ergibt eine mögliche Passagierzahl von 1,684 Millionen.
Dazu setze man die geflogenen Passagiere von 1,077 Millionen ins Verhältnis.
Und das war es schon. Das Ergebnis ist eine Auslastung von ca. 64 Prozent.
Potz Blitz!
Nur 5 Minuten und schon sind alle Luftballons geplatzt. Das wäre nicht so schlimm, gibt es doch Luftballons und Aufbläser dazu en masse.
Viel schlimmer sind die wirtschaftlichen Folgen.

Bei durchschnittlich 64 Prozent Auslastung fliegen selbst die Low-Cost-Carrier nicht rentabel. Ryanair hat reagiert. Im Flugplan Hahn sind die Flüge nach Stansted von sechs auf vier reduziert. Im Winterflugplan taucht Bournemouth nicht mehr auf. Auch Volareweb.com war nicht untätig und fliegt nur noch einmal täglich nach Venedig. Von den angekündigten Flügen von FlyEco nach Paris und anderen europäischen Zielen hört man nichts mehr. Noch nicht einmal zur Terminaleinweihung im Juni hat Ryanair neue Flugziele angekündigt. Normal gab es zu solchen Anlässen immer eine "frohe Botschaft".

Die Ursache für die Auslastungsmisere liegt auf der Hand. Die Konkurrenz der Billigflieger in Köln-Bonn kostet Ryanair und Volareweb viele Passagiere aus NRW, Hessen und dem nördlichen Rheinland-Pfalz. Wenn sich jetzt noch ein deutscher Billigflieger im Südwesten bspw. in Stuttgart ansiedelt oder Ryanair Straßburg zum Drehkreuz ausbaut, so wird dies den Hunsrück-Airport wahrscheinlich massiv weitere Passagiere kosten und die Auslastung, bei gleichem Flugangebot, wird sinken. Wie lange das, bei gleichzeitig auch noch sinkenden Durchschnittspreisen, gut geht, bleibt abzuwarten.
Nicht abgewartet haben anscheinend Herr O`Leary und Mr. Ryan. Kurz vor Bekanntgabe der gesunkenen Auslastung bei Ryanair sollen sie sich noch schnell von großen Paketen von Ryanair-Aktien getrennt haben.

Olaf Simon, Altlay