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Was sind Erfolgsmeldungen wert!

Grandiose 464.257 Passagiere im ersten Quartal 2003 und damit eine phantastische Steigerung um 138 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Hahn steigt in die Top-Ten.

Eine Kontrollrechnung zeigt allerdings, dass der Flughafen Hahn, also Ryanair, bei der Auslastung schwer Federn lassen mußte.

Bei 50 täglichen Flügen, also ca. 4.500 Flüge im Quartal und ca. 465.000 Passagieren betrug die Auslastung ca. 103 Passagiere je Flug. Bei einer Kapazität von 180 Passagieren einer Boeing B 737-800 lag die Kapazitätsauslastung somit nur noch bei 57 Prozent. Im Vorjahr soll die Auslastung noch 80 bis 90 Prozent betragen haben.

Die Gewinnschwelle von Ryanair liegt bei etwa 72 Prozent Auslastung.

Viele der neu eingeführten Strecken scheinen bei weitem nicht so eingeschlagen zu sein wie geplant. Probleme machen nach Informationen im Internet insbesondere die Flugverbindungen nach Bournemouth, Göteburg, Bologna-Forli, Pisa und Perpignan, wobei Perpignan zwischenzeitlich schon eingestellt wurde. Auch die täglich sechs Flüge nach London scheinen öfters unter starkem Nachfragemangel gelitten zu haben.

So mag es auch nicht verwundern, dass das gefeierte zweite Standbein des Hahn, die italienische Volareweb, schon jetzt fusskrank ist. Sie reduziert notgedrungen demnächst ihre Flüge nach Venedig um die Hälfte und bietet stattdessen Mailand an. Dorthin fliegt allerdings auch Ryanair. Mit Preiskämpfen, sinkender Auslastung und dadurch niedrigeren Durchschnittserlöse bei beiden Kontrahenten ist zu rechnen.

Bleibt die Frage offen, was der Flugplatz Hahn von den vielen Passagieren hat. Der Flugplatz Hahn nimmt laut der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Luftfahrtunternehmen (ADL) weder Lande- noch Abfertigungsentgelte ein. Also können noch so viele Flüge mit noch so vielen Passagieren stattfinden, die Multiplikation mit 0 ergibt immer 0.

Den Vorteil der Nichtberechnung von Gebühren für Ryanair durch den Flughafen Hahn hat die ADL mit ca. 10 Millionen Euro je Jahr errechnet und prompt Beschwerde bei der Europäischen Union wegen fortlaufender Subventionierung von Ryanair durch den Flughafen Hahn und das Land Rheinland-Pfalz eingelegt. Was passiert, wenn Ryanair die bereits erhaltenen Subventionen zurückzahlen und zukünftig Lande- und Abfertigungsentgelte zahlen muss, kann sich jeder denken.

Olaf Simon, Altlay